Morgenimpuls zur Tageslosung

Pfarrer Albert verschickt von Montag bis Samstag als Rund-E-Mail einen „Morgenimpuls“ mit einer kleinen Besinnung zur Tageslosung.

Diese Mail können alle Leute bekommen, die sie haben möchten. Dafür schickt man  eine Mail an die Adresse stefan.albert@ev-kirche-schefflenz.de und schreibt hinein: „Ich möchte bis auf Widerruf den Morgenimpuls von Pfarrer Albert an diese E-Mail-Adresse bekommen“, mit dem Namen darunter.

Diese Morgenimpulse darf man gerne auch ausdrucken und an andere verteilen. Den Wunsch, die Mail zu bekommen, kann man jederzeit widerrufen!

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Morgenimpuls für Donnerstag, 2. Mai 2024

Die Tageslosung aus dem Alten Testament steht in Psalm 81, Vers 14. Dort spricht Gott:

Wenn doch mein Volk mir gehorsam wäre!

Von Bertolt Brecht stammt der grimmige Satz: „Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

Es ist natürlich klar, dass das bei Brecht nur ein ironischer Seitenhieb ist. Die Sache ist vielmehr umgekehrt: Eine Regierung muss versuchen, das Vertrauen des Volkes zu gewinnen, es für seine Politik zu gewinnen; wenn das gar nicht mehr funktioniert und die Regierung keinerlei Rückhalt mehr im Volk hat, dann sollte sich diese Regierung auflösen und Platz machen für eine neue Führung.

Bei unserem Gott aber ist das Zitat gar nicht so weit von der Realität entfernt.

Er ist der absolut souveräne Herrscher. Im Alten Testament hat er als souveränen Akt das kleine, schwache Volk Israel auserwählt, sein Volk zu sein, eben das auserwählte Volk. Er schloss am Sinai einen Bund mit diesem Volk, dessen Inhalt man kurz auf folgenden Nenner bringen kann: Gott gibt den Menschen gute Spielregeln vor, die Leute halten sich daran, und im Gegenzug wird Gott gut für sein Volk sorgen.

Nun aber muss er immer wieder seufzen wie in unserer heutigen Tageslosung: Das Volk gehorcht ihm nicht. Die Leute machen aus seinen guten Geboten Hänsel und Gretel. Gott leidet darunter. Doch wie soll er darauf reagieren?

Anders als die menschliche Regierung bei Bertolt Brecht hätte er jederzeit die Möglichkeit, das Volk auszutauschen. Also dieses Volk, das ihn so sehr enttäuscht hat, nicht mehr als auserwähltes Volk zu behandeln, sondern sich ein anderes zu suchen.

Aber das wird er niemals machen. Denn unsere Untreue hebt Gottes Treue nicht auf. Was er einmal zugesagt hat, das gilt für die Auserwählung des Volkes Israel im Alten Testament, die bis heute gilt, ebenso wie für die Auserwählung aller, die an Christus glauben, im neuen Bund.

Wir sind also die Kinder, die sich darauf verlassen können: Auch wenn wir unsere Eltern zur Weißglut treiben, werden sie uns doch nicht verstoßen.

Doch die Konsequenz sollte eben nicht sein, dies als Einladung zur Narrenfreiheit zu betrachten. Sondern zu versuchen, aus eigenem Entschluss bestmöglich die Gebote Gottes einzuhalten, weil sie sinnvolle Regeln sind für unser Verhältnis zu Gott und für das Zusammenleben unter den Menschen.