Morgenimpuls zur Tageslosung

Pfarrer Albert verschickt von Montag bis Samstag als Rund-E-Mail einen „Morgenimpuls“ mit einer kleinen Besinnung zur Tageslosung.

Diese Mail können alle Leute bekommen, die sie haben möchten. Dafür schickt man  eine Mail an die Adresse stefan.albert@ev-kirche-schefflenz.de und schreibt hinein: „Ich möchte bis auf Widerruf den Morgenimpuls von Pfarrer Albert an diese E-Mail-Adresse bekommen“, mit dem Namen darunter.

Diese Morgenimpulse darf man gerne auch ausdrucken und an andere verteilen. Den Wunsch, die Mail zu bekommen, kann man jederzeit widerrufen!

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Morgenimpuls für Samstag, 6. Dezember 2025 

Die Tageslosung aus dem Neuen Testament steht in der Apostelgeschichte, Kapitel 13, die Verse 2 und 3.

Der heilige Geist sprach: Bestimmt mir den Barnabas und den Saulus für das Werk, zu dem ich sie berufen habe. Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie gehen.

Ich habe in den Morgenimpulsen schon einmal von dem Journalisten Michael Holzach erzählt, der ein Jahr lang bei der strenggläubigen christlichen Gemeinschaft der Hutterer in Nordamerika gelebt hat und darüber ein Buch geschrieben hat.

In einem Kapitel beschreibt er, wie dort ein neuer Prediger bestimmt worden ist. Zunächst einmal gab es eine Vorauswahl durch eine geheime Abstimmung in der Versammlung. Die drei Männer, die dabei die meisten Stimmen bekamen, die kamen „ins Los“. Das heißt: Es wurden drei Lose angefertigt, zwei davon Nieten, dann wurde intensiv um eine gute Entscheidung Gottes gebetet, und danach zogen die drei Männer die Lose.

Der „Gewinner“ galt als von Gott für dieses Amt auserwählt. Allerdings musste er im Anschluss zunächst einen einjährigen Probedienst absolvieren. Nur wenn er sich dabei bewährte, wurde er danach endgültig als Prediger bestätigt.

Und das kommentierte Holzach etwas bissig, aber durchaus zutreffend mit den Worten: „So ganz schien man dem herzenskundigen Gott also doch nicht zu trauen und verfuhr höchst weltlich nach dem Prinzip: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

Ja, wie bekommt man heraus, wer für eine bestimmte geistliche Aufgabe gut geeignet ist? Wen Gott an dieser Stelle sehen möchte?

Mit Grausen erinnere ich mich an meine erste theologische Prüfung. Sie war der Abschluss meines siebenjährigen Universitätsstudiums, und nur wer dabei gut abschnitt, wurde in die praktische Ausbildung übernommen. Unmittelbar vor Beginn der vier schriftlichen und sieben mündlichen Prüfungen sagte der zuständige Mann vom Ausbildungsreferat der Landeskirche zu uns Prüflingen, er sei vor kurzem von einem ausländischen Kollegen gefragt worden, woran man denn bei uns die „vocation“ erkenne, also ob jemand von Gott berufen sei. Und da habe er ihm erklärt: Das erkenne man an den Noten der Prüfung. – Und mit diesen Mut machenden Worten durften wir mit der ersten schriftlichen Prüfung beginnen.

Da bin ich durchaus etwas neidisch auf die ersten Christen, die, wie hier in der Losung aus dem Neuen Testament beschrieben, vom Geist Gottes direkt gesagt bekamen, wen sie für eine bestimmte Aufgabe nehmen sollten. Diese beiden Männer wurden dann mit viel Gebet und mit Handauflegung in den Dienst entsandt.

Was aber nicht bedeutete, dass sie von nun an unangefochten gewesen wären. Ob Paulus (hier mit seinem hebräischen Namen Saul bezeichnet) wirklich von Gott berufen war, das war bei etlichen frühen Christen äußerst umstritten, und es kam auch später zum Bruch zwischen ihm und Barnabas, dem anderen Mann, den Gott laut unserer Losung für den Dienst auserwählt hatte.

Es menschelt halt doch ganz gewaltig bei uns. Und doch scheint mir all das der einzig gangbare Weg zu sein. Auf der einen Seite intensiv darum zu beten, dass Gott für die einzelnen Aufgaben in Kirche und Gemeinde die richtigen Leute auswählen wird, und wir auch verstehen, was er möchte – dass wir aber auf der anderen Seite auch immer wieder darauf schauen müssen, wie sie sich dann verhalten, ob es vielleicht Gründe gibt, eine Berufung in ein Amt auch wieder zurückzunehmen.