Pfarrer Albert verschickt von Montag bis Samstag als Rund-E-Mail einen „Morgenimpuls“ mit einer kleinen Besinnung zur Tageslosung.
Diese Mail können alle Leute bekommen, die sie haben möchten. Dafür schickt man eine Mail an die Adresse stefan.albert@ev-kirche-schefflenz.de und schreibt hinein: „Ich möchte bis auf Widerruf den Morgenimpuls von Pfarrer Albert an diese E-Mail-Adresse bekommen“, mit dem Namen darunter.
Diese Morgenimpulse darf man gerne auch ausdrucken und an andere verteilen. Den Wunsch, die Mail zu bekommen, kann man jederzeit widerrufen!
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Die Tageslosung aus dem Alten Testament steht beim Propheten Maleachi, 1. Kapitel, Vers 6.
Ein Sohn soll seinen Vater ehren. Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre?, spricht der Herr.
„Unsere Jugend liebt den Luxus, sie hat schlechte Manieren, missachtet die Autorität und hat keinen Respekt vor dem Alter. Die heutigen Kinder sind Tyrannen. Sie stehen nicht mehr auf, wenn ein älterer Herr das Zimmer betritt, sie widersprechen ihren Eltern, sie schwätzen in Gesellschaft anderer, schlürfen beim Essen, tyrannisieren ihre Lehrer.“
Dieses Zitat verwende ich immer wieder einmal gerne beispielsweise im Religionsunterricht. Und lasse meine Schülerschaft dann raten, für wie alt sie es einschätzen.
Meist kommen sie unisono zu der Überzeugung, dass dieser Spruch sehr aktuell sei. Denn so etwas hören sie immer wieder von der älteren Generation. Manchmal ärgern sie sich über derartige Sprüche, bisweilen aber sind sie auch fast stolz darauf, nach dem Motto: Schaut alle her, wie cool wir doch sind!
Die Verblüffung ist aber dann groß, wenn ich ihnen verrate, dass dieses Zitat 2500 Jahre alt ist und von einem griechischen Philosophen stammt. Es wird dann sehr schnell deutlich, was ich den jungen Leuten damit sagen möchte: Es ist ein zeitloses Problem, dass jeweils die Älteren meinen, die Jugend sei völlig respektlos und verzogen, und sie seien doch damals ganz anders gewesen. Ihnen habe man noch Respekt vor der älteren Generation beigebracht. – Dieser Prozess setzt früh ein. Ich musste manchmal schmunzeln, wenn Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sich bei mir beklagten, wie frech die heutigen Fünftklässler seien, das hätten sie sich alles damals nicht erlauben dürfen!
Gott greift in unserer heutigen Tageslosung diese weit verbreitete Kritik der Erwachsenen auf und wendet sie argumentativ sehr geschickt an. Ein Vater habe doch das Recht darauf, von seinen Kindern respektvoll behandelt zu werden. Das man ihm also die gebührende Ehre entgegenbringt. Ein Satz, den die meisten Erwachsenen also sofort unterschreiben würde.
Doch dann dreht es Gott in eine unerwartete Richtung: Er ist doch unser himmlischer Vater. Warum bringen wir dann unserem Gott nicht den Respekt entgegen, der ihm gebührt? Warum fordern wir etwas von der jungen Generation ein, was wir selbst nicht beherzigen und nicht zu geben bereit sind? Behandeln wir Gott mit dem Respekt, den wir selbst von den jungen Leuten erwarten bis einfordern?
An einem einfachen Beispiel: Immer wieder einmal beklagen sich Eltern darüber, dass ihre mittlerweile erwachsene Kinder sich viel zu selten bei ihnen melden. Oder nur dann, wenn sie etwas wollen. Rückfrage also: Wie oft meldest du dich im Gebet bei deinem himmlischen Vater, auch dann, wenn du keinen konkreten Anlass hast, worum du bitten möchtest?
Vielleicht sollten wir uns zumindest jedes Mal dann Gedanken darüber machen, wenn wir uns wieder einmal über die „Jugend von heute“ ärgern werden.