Morgenimpuls zur Tageslosung

Pfarrer Albert verschickt von Montag bis Samstag als Rund-E-Mail einen „Morgenimpuls“ mit einer kleinen Besinnung zur Tageslosung.

Diese Mail können alle Leute bekommen, die sie haben möchten. Dafür schickt man  eine Mail an die Adresse stefan.albert@ev-kirche-schefflenz.de und schreibt hinein: „Ich möchte bis auf Widerruf den Morgenimpuls von Pfarrer Albert an diese E-Mail-Adresse bekommen“, mit dem Namen darunter.

Diese Morgenimpulse darf man gerne auch ausdrucken und an andere verteilen. Den Wunsch, die Mail zu bekommen, kann man jederzeit widerrufen!

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Morgenimpuls für Samstag, 22. November 2025

Die Tageslosung aus dem Alten Testament steht im Buch des Propheten Jeremia, drittes Kapitel, die Verse zwölf und 13.

Ich bin gnädig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast.

Aus Anlass des 80. Jahrestages des berühmten Prozesses gegen die Kriegsverbrecher in Nürnberg habe ich mich wieder kurz mit der Person von Rudolf Hess beschäftigt. Dem sogenannten Stellvertreter des Führers, der im Jahr 1941 nach Großbritannien geflogen ist, um Frieden zu vermitteln zwischen dem Großdeutschen Reich und Großbritannien. Nicht etwa, weil er wirklich ein friedfertiger Mensch gewesen wäre, sondern um Deutschland den Rücken freizuhalten für den bereits geplanten Krieg gegen die Sowjetunion. Die Briten aber dachten im Traum nicht daran, mit ihm zu verhandeln, nahmen ihn fest und stellten ihn eben in Nürnberg zusammen mit den anderen vor Gericht.

Dort rettete ihn wohl die Tatsache, dass er zur Zeit der allerschlimmsten Verbrechen nicht mehr in Deutschland war, vor der Todesstrafe. Er erhielt aber als einziger eine lebenslange Haftstrafe.

Als Hess schließlich ein Greis war, gab es einige Initiativen auch prominenter deutscher Politiker, ihn aus humanitären Gründen aus der Haft zu entlassen. Das scheiterte aber jedes Mal am energischen Widerspruch der Sowjetunion, die mit für diesen Gefangenen verantwortlich war. Die sowjetischen Vertreter argumentierten dabei so: Hess habe niemals Reue gezeigt, sondern stand bis zum Schluss in Treue zu Adolf Hitler, darum komme das nicht infrage. Und so blieb Hess in Haft, bis er sich schließlich in hohem Alter das Leben nahm.

Darum geht es auch in unserer heutigen Tageslosung. Nicht um den Fall Hess, aber um das Prinzip, dass hier zum Tragen gekommen ist.

Gott sagt dabei zum Propheten: Ich bin keineswegs unbarmherzig, mein Zorn lodert nicht für alle Zeiten. Ich bin bereit zu vergeben. Aber die Voraussetzung ist, dass du deine Schuld auch einsiehst und zugibst. Wenn das geschieht, echte Einsicht, echte Reue, dann steht der Vergebung nichts mehr im Weg.

Das ist etwas, was wir uns heutzutage wieder neu ins Gedächtnis rufen sollten. Viele betrachten die Schuldvergebung von Gott als einen Automatismus. Doch das entspricht nicht der biblischen Botschaft. Die Einsicht in die eigene Schuld ist ein sehr wichtiges Element. Schon allein aus dem Grund, dass wir nur durch Einsicht etwas aus falschem Verhalten lernen können.